- book review
- Rusbeh und Rübezahl
- Autor: Farhad Hasanzadeh
- Illustratorin: Maryam Andaz
- Übersetzer: Mostafa Narimani
Daarvak Verlag
Rusbeh und Rübezahl: Eine Brücke zwischen Deutschland und Asien
Dr. Alain Belmond Sonyem
Rusbeh ist ein asiatisches Kind und lebt in seiner Heimat „ganz fern von Deutschland“ mit seinen Eltern. Seine Hobbies sind Computerspiele, Radfahren und Bücher lesen. Am liebsten aber frühstückt er. Eines Tages begegnet er beim Nachgehen dieser Hobbies einem mysteriösen und seltsamen Mann namens Rübezahl, der ihn in Verlegenheit versetzt. Rübezahl, der sowohl als Spiegelselbstbild Rusbehs und als Fremdbild auf einer leckeren Johannisbeermarmelade aus Deutschland auftritt, hilft Rusbeh u.a mit dem Hokuspokus, eine Menge Probleme zu lösen. Schließlich erinnert sich Rushbeh daran, dass er Rübezahl vom Buch „Rübezahls Erzählungen“ her kenne. So kann er das Buch mit funkelnden Augen wieder lesen.
Das Buch lässt sich besonders mit den schönen Illustrationen von Maryam Andaz gut lesen. Das Frühstücken wird mit dem Bild der Küche, des Kühlschranks und der Lebensmittel genauer veranschaulicht, danach kommt das seltsame Spiegelbild in der Toilette. Besonders merkwürdig wirkt das Bild vom Zaubern auf das Computer und auf das Fahrrad. Die letzten Bilder zeigen die Hauptfigur beim Lesen. So lässt sich die Geschichte auch ohne Text gut verstehen.
Mit dieser Geschichte schlägt Farhad Hasanzadeh eine interkulturelle Brücke zwischen Deutschland und Asien. Symbolisch dafür ist die Spiegelfigur Rübezahl, die im Buch als Bild, als seltsamer hilfsbereiter Mann und als faszinierende Buchfigur auftaucht. Rübezahl , der am Ende der Geschichte als „ein freundlicher und magischer Riese“ vorgestellt wird, „der seltsame und unvorhersehbare Dinge“ tut und den Kindern hilft, „Selbstvertrauen zu gewinnen“ wird also von Rusbeh so angeeignet, dass der Eindruck erweckt wird, dass Rusbeh und Rübezahl eine und dieselbe Person sind. So kann man nicht nur von einem Dialog der Kulturen sprechen, sondern auch von einer Kulturmischung. Die Geschichte kann auch als eine Liebeserklärung an die deutsche Kultur interpretiert werden. Mit Rübezahl, der keine Kenntnis von modernen Objekten wie das Computer hat, wird eine weitere Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschlagen.
Mit Rusbeh können sich die Kinder aus allen Kulturen der Welt leicht identifizieren.
Das Erzählen wirkt besonders angenehm angesichts der vom Autor benutzten Stilmitteln wie der Humor (Rusbeh begrüßt den Kühlschrank), rhetorische Fragen, Wiederholungen, Onomatopäen („Yo hohoho…“), das Telefongespräch mit der Mutter, sowie die schwankenden Gefühle von Rusbeh. Die kaputtgehenden Dinge, die wieder funktionsfähig gemacht werden, setzen die lesenden Kinder zugleich in eine traurige und zuversichtliche Stimmung, was die Geschichte noch schöner macht.
Dr. Alain Belmond Sonyem ist Spezialist für interkulturelle Kinder- und Jugendliteratur und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Research Centre Global Dynamics der Universität Leipzig, wo er zurzeit zum Thema Rassismus forscht.